Von 11/06/2018 Berichte Kommentare sind deaktiviert

Ocean to City Race 2018: So sehen Sieger aus!

Die Idee, beim Ocean to City Race im irischen Cork teilzunehmen, kam den FKV Dragonauten das erste Mal 2015, kurz nach unserer Reise nach London anlässlich des Great River Race. Damals machten uns Wind und Wellen einen dicken Strich durch die Rechnung – das Rennen auf der Themse wurde für die Drachenboote im allerletzten Moment abgesagt. Ein Flyer in einem Zelt im Startbereich bewarb ein ganz ähnliches Marathon-Rennen in Irland, ebenfalls mit mehreren hundert Teilnehmern und Booten, aber auf dem Meer! Das klang vielversprechend und weitere Recherchen ergaben, dass auch bei diesem Rennen Drachenboote an den Start gehen dürfen, wenn auch aufgrund des potenziell gefährlicheren Paddelreviers nur eine sehr überschaubare Anzahl von maximal vier Teams.

Der Kontakt zur Rennleitung in Cork war schnell hergestellt, das Boot ein Dreivierteljahr im Voraus reserviert und dann folgte der schwierigere Teil – das Rekrutieren einer Mannschaft, die sich von zwanzig Kilometer Langstrecke nicht abschrecken lässt. Unterstützt durch einige Mitglieder der Schwarzen Flotte Marburg und des Frankfurter Dorschenanners hatten wir am Ende die maximal mögliche Anzahl von sechzehn Teilnehmern zusammen, die die Reise auf die grüne Insel antreten sollten. Das sportliche Ziel war klar: Wir wollten ganz vorne mitfahren!

Der volle Trainingskalender der Dragonauten und die geographische Verteilung der Mannschaftsmitglieder bedingten, dass wir nur ein gemeinsames Langstreckentraining absolvieren konnten. An einem sonnigen Samstag im Mai “schrubbten” wir sechzehn Kilometer Strecke den Main hoch und runter und zufrieden mit dem Ergebnis belohnten wir uns anschließend mit mehreren Kaltgetränken im Irish Pub am Frankfurter Hauptbahnhof, denn auch das muss im Vorfeld zu einer Irlandreise geübt werden.

Die Anreise nach Irland erfolgte in Eigenregie und die letzten Mannschaftsmitglieder trafen erst am Vorabend des Renntages ein. Letzte Strategiebesprechungen und Bootsbesetzungsplanungen fanden bei Bier, Cider und Pizza in einem Pub in Cork statt.

Am Morgen des 2. Juni wurden wir zusammen mit diversen anderen Rennteilnehmern in Busse verladen und nach Crosshaven gebracht, von wo aus das Rennen am Nachmittag starten sollte. Die Sicherheitseinweisungen (auf Gälisch und Englisch) waren schnell absolviert und dann ging es an das Vorbereiten der Boote.
Unsere Mitstreiter waren das Frankforter Dorschenanner sowie ein Team aus England und eine Mannschaft von Brustkrebsversehrten aus Irland. Jedes Team bekam ein Drachenboot zugeteilt, unseres passend zu unseren Rennshirts in knalligem Rot. Wir waren begeistert! Allerdings nur bis zu dem Moment, in dem wir erkannten, dass wir es mit einem 13-Bänker Split-Boot mit geschlossenen Schotten unter einigen Bänken zu tun hatten. Kaum Bewegungsfreiheit und kein Fußraum über zwei Stunden? Unmöglich! Hektisch wurde der Sitzplan wieder hervorgekramt und an die neuen Begebenheiten angepasst, sodass nun fast jeder eine Sitzbank ohne Schott vor sich hatte, auch wenn das ungewöhnlich große Lücken zwischen den Paddlern bedeutete. Die restlichen Vorbereitungen kannten wir schon aus London: Polstern der Sitzbänke und des Süllrands mit zerschnitten Isomatten, Auffüllen von Wasservorräten, Eincremen mit Sonnenschutz und Abtapen von besonders blasenanfälligen Fingern.

So gerüstet gingen wir um kurz nach 15 Uhr aufs Wasser und nach einem kurzen Warmfahren und letzten Sitzplatzoptimierungen fanden wir uns pünktlich an der Startlinie ein und überquerten diese zusammen mit den anderen drei Drachenbooten genau zu unserer vorgegebenen Startzeit um 15:39 Uhr. Die ersten Kilometer fuhren wir noch zusammen, doch nach einem Navigationsfehler unserseits, der uns gefährlich nah an eine Sandbank brachte, fanden wir nicht nur den richtigen Kurs, sondern auch unser Renntempo und entfernten uns mit jedem Schlag weiter von unseren Mitstreitern. Bei kräfteschonenden siebzig Prozent Leistung und einer ruhigen Frequenz hatten wir keinerlei Mühe, unser Tempo über die nächsten neunzig Minuten zu halten und zu unserer eigenen Überraschung befanden wir uns dann schon mitten auf der Zielgeraden. Die letzten Kilometer führten uns die Mündung des Lee hinauf, an den Mauern des Blackrock Castle vorbei und in die Stadt hinein, wo uns von den Brücken applaudiert wurde und der Rennkommentator uns als das erste Drachenboot über die Ziellinie willkommen hieß. Die Freude war natürlich riesig! Ebenso das Erstaunen darüber, dass uns das Rennen viel weniger Kraft abverlangt hatte, als wir erwartet hatten. Unsere offizielle Zeit: 1:46:20 für (selbst-getrackte) 19,5 km.

Trotzdem waren wir dankbar, dass wir nach dem Zieleinlauf keine Boote verladen mussten, sondern schnurstracks in die Duschen eines nahegelegenen Hotels verschwinden durften. Umgezogen und mit einem Abendessen versorgt warteten wir dann auf die Preisverleihung, deren Beginn sich um eine knappe Stunde verzögerte, deren Ablauf ungewohnt chaotisch war und bei der wir am Ende vergessen wurden, weil unser Ergebnis es nicht auf den Ausdruck des Moderators geschafft hatte. Dieses kleine Manko trübte die Stimmung aber nur kurz, denn unseren Pokal erhielten wir trotzdem und dieser erwies sich zu später Stunde als hervorragend geeignetes Trinkgefäß für das Siegerbier im Pub!

Schön war es in Irland und sowohl die Veranstalter als auch wir hoffen, dass wir es in Zukunft wieder einmal schaffen werden, beim Ocean to City Race an den Start zu gehen.

Silke Wolf